Meine Reise von Bishkek nach Dubai

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Thursday, September 29, 2005

Shiraz - die Stadt der Liebe

Shiraz nennt sich die Stadt der Liebe, weil die beiden bedeutendsten romantischen Dichter Persiens hier gelebt haben und bestattet wurden. Zu dem in einem praechtigen Park liegenden Mausoleum von Hafez, dem wohl groessten Dichter Persiens, pilgern viele Jugendliche, um fuer eine glueckliche Beziehung zu bitten. Das angeschlossene Teehaus ist nicht nur wunderschoen, sondern es wird auc hversucht, Verbindungen aller Art zu knuepfen. So wurden wir einerseits von einem schwulen, wie auch von 2 Maedels angesprochen... Aber zurueck zur eigentlich Stadt: In Mashhad hatten wir einen allem Anschein nach sympathischen Mann kennengelernt, - der wie heisst? Na, wieviel haben wir schon ueber Persien gelernt? - Richtig, Ali! - der eigentlich in Shiraz arbeitet und uns dorthin eingeladen hatte. Er stellte sich dann auch beim ersten Treffen als wirklich umgaenglich heraus und nahm uns mit zu der Universitaet, an der er arbeitet, und von der man sensationellerweise ueber ganz Shiraz blicken kann, weil sie auf einem der Shiraz komplett umgebenen Berge liegt. Am naechsten Tag haben wir uns morgens die Sehenswuerdigkeiten Shiraz angeschaut - einen bemerkenswerten Basar, der innerhalb von wunderschoenen Arkaden angesiedelt ist und 2 schoene Moscheen. Am Nachmittag haben wir uns dann von Ali und zwei seiner nicht einfach zu beschreibenden *hust* - aber sehr nett und lustig! - Freunde durch Shiraz kutschieren lassen und waren abends noch lecker essen. Gestern haben wir uns dann das o.g. Mausoleum angeschaut. Er ist so beruehmt im Iran - er hat uebrigens auch Goethe mit seinen Gedichten zu dem "fernoestlichen Diwan" inspiriert - dass der Abschiedsgruss hier "khoda hafez" heisst - khoda heisst Gott. Dort haben wir in dem Teehaus auch einen Deutschen kennengelernt, der in Paris arbeitet - und heute mit uns nach Persepolis gefahren ist. Das war wirklich ziemlich beeindruckend - mitten in der Wueste, in den Berg gebaut, stehen noch recht gut erhaltene Ueberreste wirklich pompoesen Ausmasses fuer die damaligen Verhaeltnisse. Nebenbei geniesse ich immer noch die wunderbar erfrischenden und wirklich sensationell schmeckenden Fruchtshakes - ich hab uebrigens seit Ewigkeiten keine Wolke mehr tagsueber gesehen - und weniger als 24 Grad wirds hier auch irgendwie nicht *hust* Achja und noch eine ueberaus erfreuliche Nachricht in eigener Sache: Ich habe eine 2,0 in Finanzwissenschaft - juhuu!

Saturday, September 24, 2005

Isfahan - die paradiesische Stadt

Isfahan ist eine wirklich bemerkenswerte Stadt. Umgeben von Bergen liegt sie auf 1600m, was ein optimales Klima bedeutet. Durch die Stadt fliesst ein Fluss, ueber den wunderschoene Bruecken gespannt sind - man koennte meinen, dass man sich in Florenz befindet. Durch das verfuegbare Wasser ist die Stadt sehr gruen und mit vielen grossen Gaerten ausgestattet, die wunderschoen sind und zum Verweilen einladen. Da die Stadt ehemals Hauptstadt von Persien war und immer noch eine der bedeutendsten Staedte ist, gibt es hier auch wunderschoene Kulturdenkmaeler. Eins davon ist der Imam-Platz, der mit einer Ausdehnung von 512 x 163m der zweitgroesste Platz auf der Welt ist. Umsaeumt ist er mit doppelstoeckigen Arkaden und in der Mitte jeder Seite steht ein imposantes Tor, dass auf zwei Seiten in einzigartige Moscheen, fuehrt. Die eine ist die Imam-Moschee, welche brilliant konstruiert ist und eines der bleibenden Erlebnisse sein wird, obwohl der gesamte Innenhof mit einem Geruest zugebaut war, was leider die Wirkung auf mich ziemlich gestoert hat. Sensationell war aber, als ein junger Iraner sich unter die Kuppel gestellt hat und anfing zu singen. Die Moscheekuppel ist fuer ihr Echo beruehmt und anscheindend kann fast jeder Iraner ziemlich gut singen - es war nicht der erste, den wir singen gehoert haben. Die Erfahrung ist auf jeden Fall bleibend. Die zweite Moschee auf dem Imamplatz ist auch hervorragend - zwar nicht so pompoes, aber dennoch mit einem ihr eigenen Charme. Was diese Moschee (Shaikh-Lotfallah-Moschee) von den anderen unterscheidet, ist die Farbgebung. Hier ueberwiegt ein roetlicher Ocker, im Gegensatz zu allen anderen Moscheen, die wir bisher gesehen haben und die zum grossen Teil in dunkelblau gehalten sind. Die Farbunterschiede ruehren daher, dass die Moschee ehemals eine Privatmoschee fuer die Frauen des Schahs waren und dieser Ockerton als Farbe den Frauen vorbehaltn war. Das Blau ist einerseits eine religioese Farbe, andererseits wurde sie wohl so haeufig verwendet, weil das Dunkelblau im heissen Zentalasien und Mittleren Osten kuehlend wirkt. Die Freitagsmoschee ist auch ein Erlebnis fuer sich. Sie beherbergt unter anderem den als schoensten im Iran geltenden Mihrab, wie die Gebetsnische in Moscheen genannt wird - hier ist der Mihrab immer gen Suedwesten, aslo nach Mekka, gerichtet. Bis Montag werden wir die Stadt noch geniessen, um dann nach Shiraz, einem weiteren Highlight, aufzubrechen.

Prominent sein? Nein, danke

Mittlerweile kann ich es mir in etwa ausmalen, was es heisen mag, prominent zu sein. Horror! Zum Beispiel hier in Isfahan: Ungelogen werden wir ca. alle 5 Minuten angesprochen, woher wir kommen, was wir machen, wie wir Iran finden, welche Staedte wir schon gesehen haben undundund. Auslaender sind hier noch eine richtige Sensation. Wir waren nichtmal 3 Stunden in der Stadt und schon hatten wir zwei Einladungen - einmal zu einem nach Hause, der mit seinem Kumpel Musik machte und einmal fuer eine Tour ausserhalb Isfahans in einen Park, in dem sich waehrend der Ferien wohl haeufig junge Menschen treffen und ueber kulturelle Dinge quatschen. Beides haben wir allerdings nicht gemacht, weil wir selbst erst einmal die Stadt erkunden wollten, die wirklich eine Perle Irans ist. Die meisten Leute sind zwar sehr nett und hilfsbereit, aber einerseits nervt auf die Dauer einfach, dass man so haeufig angesprochen wird und immer das selber erzaehlen muss, andererseits gibt es hier aber auch viele Kinder, die keine Manieren haben. Da wuerde man dann schon am liebsten mal Klartext sprechen, bisher konnten wir uns aber noch so gerade zurueckhalten. Wenn ich mittlerweile schon das obligatorische "Hello Mister" hoere, bekomme ich kurzzeitig schlechte Laune. Es ist wirklich schwierig, immer geduldig und freundlich zu bleiben - keine Ahnung, wie ich das anstellen wuerde, wenn ich wirklich prominent waere.

Persische Auffaelligkeiten

Zunaechst muss gesagt werden, dass die ueberwaeltigende Mehrheit junger Iraner, egal ob Mann oder Frau, sehr stark auf Ihr Aeusseres bedacht ist. Dies gipfelt darin, dass sich anscheinend recht viele Frauen einer Schoenheits-OP unterziehen und sich bspw. die Nase richten lassen - wie mir Onkel Ali berichtete. Viele Frauen nutzen das obligatorische Kopftuch als Accessoire, was haeufig gar nicht schlecht aussieht. Die farbigen Kopftuecher, haeufig mit Mustern oder Stickereien versehen, tragen die Perserinnen nur ueber dem Hinterkopf, so dass die Haare, die nicht selten getoent sind, vorne sichtbar werden. Des Weiteren geben sie sich unglaublich viel Muehe bei der Finger- und Fusspflege (man koennte meinen, dass sie um 6 Uhr morgens aufstehen, um sich 2 Stunden land fertig zu machen) sowie beim Makeup. Teilweise sieht es etwas uebertrieben aus, aber wer nur so wenig Flaeche zum Zeigen hat, der nutzt diese exzessiv. Zudem sind die Maentel, Frauen im Iran muessen ja den Koerper bis weit ueber den Po bedeckt haben, kurz und tailliert geschnitten, so dass selbst westeuropaeische Frauen gut so ausgehen koennten. Natuerlich gibt es aber auch immer noch eine ansehnliche Anzahl Frauen, die im Chador - was sinnvollerweise uebersetzt "Zelt" heisst - herumlaufen und von denen man maximal das Gesicht sieht, bzw. auch das nur zum Teil, da man den Chador immer entweder mit einer Hand oder den Zaehnen festhalten muss. Die konservative Art der Kleidung haben wir aber wesentlich haeufiger in religioesen Staedten wie Mashhad gesehen - in Isfahan zum Beispiel sind sie recht selten. Persische Maenner haben haeufig diese Tuerken-Gel-Frisuren, schlimmer jedoch ist die Mode, sich den Nagel des kleinen Fingers 1 - 2cm lang wachsen zu lassen - brrr. Dazu kommen Unmengen von Schmuck, also Ringe, Armreifen und Ketten und dicke Uhren. Die Ringe haben fast immer riesige, unechte Steine, die sie einfach nur furchtbar aussehen lassen. Sowieso ist der persische Schmuckgeschmack nicht der Beste, alles muss funkeln und aufdringlich sein, nichts ist aber echt - maximal Silber, die Steine sind alle aus Glas oder, wens gut laeuft, Halbedelsteine. Die Uhren sind alles Fakes, muessen aber schoen golden oder moeglichst dick sein. Dann habe ich wirklich viele Iraner gesehen, die Haendchen haltend (?) ueber die Strassen laufen oder sich beim Abschied auf den Mund kuessen (??). Grundsaetzlich wirken auch auf mich ziemlich viele Iraner schwul - den Verkaeufern von Daniels werde ich mal einen Reisetipp geben - vielleicht ist das Auftreten allerdings hier normal, da konnte ich noch niemanden zu fragen. EDIT: Wir haben eine verlaessliche Quelle gefunden zum fragen - einen 30jaehrigen Psychologen. Ihr werdet es nicht glauben, es stimmt! Sie sind schwul! Ich bin fassungslos, anscheinend werden ihr gleichgeschlechtliche Beziehungen nichtmal ansatzweise so kritisch beaeugt wie heterosexuelle. Und es laufen wirklich mindestens 5x so viele Maenner hier Haendchenhaltend rum als in Koeln (!). In den Bussen sitzen immer noch die Maenner separat vorne und die Frauen hinten. In Rastaurants kann es passieren, dass sich die Maenner an den einen, die Frauen an den anderen Tisch setzen. Und in Parks oder beim Spazierengehen sieht man hoechstens verhaltende Versuche, mal kurz Haendchen zu halten - selbst bei Ehepaaren! Viele setzen sich moeglichst versteckt unter oder hinter einen Busch, um etwas ungestoert wenigstens Arm in Arm sitzen zu koennen. Hier in Isfahan trauen sich die Frauen mehr als in anderen Staedten, so dass es auch haeufiger vorkommt, dass wir von einem Grueppchen Maedels angesprochen werden - haeufig allerdings ist das Gekicher gross. Ansonsten wurden wir bisher zum allergroessten Teil nur von Jungs und Maennern angesprochen.

Tuesday, September 20, 2005

Onkel Ali - Koenig von Karaj

Die letzten Tage habe ich mich nicht gemeldet, weil wir mit der jeunesse doree Teherans unterwegs waren. Aber von vorne. Wir hatten mal wieder unvorstellbares Glueck mit einem Kontakttipp. Ueber Jans Mutter haben wir schon in Deutschland einen Iraner in unserem Alter kennengelernt, der uns die Telefonnummer von Ali, unserem Gastgeber in Teheran (bzw. praezise in Karaj, eine Stadt 25 km westlich von Teheran) gegeben hatte. Ihn riefen wir also von Sari aus an und er holte uns mit einem Freund vom Busbahnhof ab. Es stellte sich heraus, dass sowohl Alis Familie als auch die seiner Frau Samira, beide 24 Jahre alt und seit 2 Monaten verheiratet, ziemlich wohlhabend sind. Beide Familie, uebrigens sehr weit verzweigt, wie so haufig im Iran, haben Geld mit Immobilien oder Firmen - eine zur Kaugummiherstellung haben wir besucht - gemacht. Somit wurde wir in eine Wohnung gebracht, in der nur Ali und seine Frau wohnten, die ca. 100 Quadratmeter hat und in einem brandneuen, sehr schicken Haus, in dem erst insgesamt 2 Familien wohnen, liegt. Alis Freund, der uns mit abholte vom Busbahnhof, stellte sich als sehr netter 31jaehriger Manager einer Messerfirma heraus, dessen Frau auch super sympathisch ist. Die Maschinen der Firma hat er uebringens in Solingen gekauft. Wir sind dann nachmittags zu einem edlen Sportclub gefahren, in dem ich gegen Ali Tennis gespielt habe - und die Deutschland erfolgreich verteidigt habe! Abends hat Jan noch die deutsche Ehre gegen Alis Freund im Schach aufrecht gehalten. Zu sechst - bzw. siebt mit Alis Bruder Amir (sehr entspannt, lustig und gut gebaut @ Alena...) - haben wir die meiste Zeit verbracht. Man konnte sich aber neben den ganzen Spaesschen auch super mit Ali ueber Politik und die iranische Wirtschaft unterhalten (er hat 3 Jahre in London studiert). In Teheran gibt es ein Juwelenmuseum aus der Kadscharenzeit - die Dynastie vor Reza Schah, also ca von 1770-1924. So etwas Praechtiges und Ueberwaeltigendes habe ich, glaube ich, noch nie gesehen. Um nur ein paar Pretiosen zu nennen: dort ist ein Globus aufgestellt, auf dem Laender ausschliesslich mit Rubinen, Smaragden und Brillianten dargestellt sind und das Wasser mit Saphiren. Eingespannt ist der Globus in eine Halterung aus purem Gold, auf dem sich auch nochmal Hunderte (sic!) von Edelsteinen befinden. Insgesamt sind mehrere tausend Edelsteine verwendet worden. Des Weiteren liegt in dem Juwelenmuseum auch der groesste Diamant der Welt - der Nurye-e Nur (Meer des Lichtes) - mit 182 Karat, wenn ich mich recht erinnere. Zudem gab es atemberaubende Diademe und schier unglaubliche Kronen. Man muss die Schmuckstuecke wirklich sehen - andernfalls faellt die Vorstellung sehr schwer - wer die Kronjuwelen kennt, kann die Einzigartigkeit erahnen. Am letzten Abend durften wir als einzige Auslaender noch auf eine Hochzeit mitkommen, auf der die oberen 10000 Teherans eingeladen waren. Ca. 700 Leute waren eingeladen, in einem riesigen Komplex mit zwei Festsaelen zu feiern. Zwei deshalb, weil Maenner und Frauen getrennt gefeiert haben. Nach der Feier, auf der gute persische Popmusik gespielt wurde und es ein sehr leckeres Buffet gab, fuhren dann nur die Familienangehoerigen - ca 150 - mit zu dem Haus der Brauteltern, in dem es einen Partykeller gibt. Hier wurde dann nochmal richtig ausgelassen zusammen gefeiert, die Frauen nahmen sogar ihre Kopftuecher ab. Der Corso von dem einen zum anderen Ort war sensationell - sicher 50 Autos, die alle hupten, sangen, Musik superlaut anhatten und sich so chaotisch schlaengelnd durch Teheran bewegten. Die ganzen Tage ueber wurde Ali von mir nur Amu Aliiiiiii genannt - der Spitzname, den er von seinem 31jaehrigen Kumpel bekommen hat - was Onkel Ali heisst (Marc wuerde sich sicher auch freuen, nur noch Amu genannt zu werden) und was frueher haeufig als Anredebei kontaktreichen Personen benutzt wurde (so wie der Don bei der Mafia) und so jetzt Ali verulkt wurde - allerdings nannte er sich selber spasseshalber King of Karaj und fand die Anrede sehr witzig. Alles in allem waren es aeusserst lustige und erlebnisreiche Tage, die eine interessante Abwechslung bedeuteten. Jetzt sind wir gerade in Kashan, eine schoene Kleinstadt mit wunderschoenen Haeusern von wichtigen Persoenlichkeiten aus dem 19ten und 20ten Jahrhundert -der Legende nach zogen von hier aus die drei Weisen nach Bethlehem - und morgen machen wir uns auf den Weg nach Isfahan, eine der bedeutendsten Staedte des Irans.

Wednesday, September 14, 2005

Persische Impressionen

Wir verleben im Moment eine sensationelle Zeit hier im Iran. Derzeit wohnen wir ja bei Reza, dem iranischen Turkmenen, den wir in Ashgabat getroffen haben und in sein Staedtchen einlud. Er ist 30 und derzeit Uebersetzer (spricht sieben Sprachen) - und erzaehlt uns die abenteuerlichsten Geschichten. Zum Beispiel weiss ich jetzt, dass das einzige natuerliche Mittel, das das Immunsystem bei AIDS staerkt, Kamelmilch ist. Des Weiteren weiss ich, dass es Schamane gibt, die Dir Glueck und Erfolg bringen sowie Nervenleiden heilen koennen - bei Reza hat es funktioniert. Zudem war er selber mal Schamane - um "rein" genug zu sein, darfst Du drei Jahre kein Fleisch essen und keinen Sex haben zum Beispiel. Zudem hat er 40 Tage gefastet! Danach hatte er wohl bestimmte energetische Kraefte, dmit denen er zum Beispiel Kopfweh lindern konnte. Er moechte sich uebrigens ein Geraet kaufen, mit dem man Gold finden kann - man haelt es einfach ueber den Boden und es zeigt an, in welcher Tiefe was liegt - Wasser, Tunnel, andere Metalle - und eben Gold. Das Geraet will er von Dubai in den Iran schmuggeln - und es kostet bescheidene 12000 Dollar. Damit moechte er hier in Golestan (Nordoestliche Regin im Iran) - zugegeben ein Gebiet, das schon sehr lange von Hochkulturen bewohnt ist, nach wertvollen Reliquien oder Schmuck suchen. Zugegeben, das klingt nach einem ...interessanten... Typ, er ist aber eigentlich total nett und bodenstaendig. Er hat uns seiner ganzen Familie vorgestellt, die auch alle ganz herzlich sind. Seine Schwester hat eine sehr westlich gepraegte Einstellung - sie zeigt sich uns also ohne Kopftuch, schminkt sich, laeuft barfuss durch die Wohnung , spricht gut Englisch und kann sowieso der uebersteigerten Religioesitaet nichts abgewinnen. Reza hat auch erklaert, wie ein Teil der betraechtlichen Menge an Heroin ins Land kommt. Dressierte Adler legen eine Distanz von ca. 10 km von einem turkmenischen zu einem persischen Dorf nahe der Grenze zurueck! Alkohol wird mit Pferden durch die Berge geschleust...
Heute haben wir noch einer sehr netten Iranerin Deutsch beigebracht, was aeusserst amuesant war. Eigentlich lernt sie bei Reza seit ca 2 Monaten Deutsch, weil sie im naechsten Jahr in Duesseldorf Medizin studieren moechte. Man merkt immer erst, wie "schoen" die deutsche Sprache ist, wenn Auslaender sich damit abmuehen.
Noch ein Schmankerl zum Schluss: Die Zahl 21 heisst auf Persisch "Bist-o-yek"! Fast noch besser modifizierbar als Bishkek... Morgen machen wir uns auf den Weg nach Sari, um dort einen Zwischenstop einzulegen - von Gonbad nach Teheran sind es naemlich 500km - was hier ca. 10 Stunden anstrengende Fahrt bedeutet.

Monday, September 12, 2005

Mashhad

Noch ein paar Ergaenzungen zu Turkmenistan: Was auch ein ein Erlebnis ist, dass man selber erfahren haben muss, ist die Fahrt in einem Auto (auch in Ashgabat ist grundsaetzlich jedes Auto ein Taxi) mit getoenten Scheiben und lauter russischer Popmusik. Man fuehlt sich unwirklich - als ob man durch eine surreale Welt reist, die unglaublichen Bauten durch die blaeulichen Fenster in ihrer Kulissenartigkeit noch an Intensitaet gewinnen und sich selber von aussen betrachtet. In unserem Hotel haben wir einen Iraner kennen gelernt, der deutsch spricht und mit uns ueber die Grenze gereist ist, was einen enormen Vorteil an den Grenzen bedeutete, weil er sowohl persisch als auch turkmenisch fliessend beherrscht. Er hat uns in eine recht kleine, aber sehr interessante Stadt zwischen Mashhad und Teheran - Gonbad-e Kavus - eingeladen, wohin wir auch morgen aufbrechen werden.
Die Aufloesung des Raetsels aus dem vorherigen Blog: Fuer 1 Dollar bekommt man sage und schreibe 64 Liter Benzin in Turkmenistan!
Jetzt sind wir erst einen Tag in Mashhad und schon habe ich sehr viel darueber zu schreiben. Die Stadt an sich ist total chaotisch. Auf einer Strasse, auf der in Deutschland drei Spuren eingezeichnet sind, draengeln sich hier ruecksichtslos fuenf Autos und eine unueberschaubare Anzahl von Motorraedern - natuerlich ohne Helme gefahren. Eine Strasse zu ueberqueren grenzt jedes Mal an einen Krankenhausbesuch und wenn man sich nicht ruecksichtslos durch die Blechlawine schlaengeln wuerde, staende man bis zum Sankt Nimmerleinstag auf einer Seite. Die Ueberfuellung der Stadt liegt aber auch daran, dass Mashhad die heilige Stadt Irans ist - hier sind die Ueberreste eines Imams aus dem 8. Jhd. n. Chr. begraben, ein direkter Nachkomme von Mohammed - und gerade nicht nur Pilgersaison ist, sondern auch noch Ferien muslimische Familien anlockt. Dementsprechend hatten wir ein nicht unbetraechtliches Problem, gestern ein halbwegs bezahlbares Hotel zu finden - die Preise steigen auch wie an der Cote d'Azur uns das doppelte bis dreifache. Die Menschen hier sind zum Glueck unglaublich hilfsbereit und somit lernten wir einen netten aelteren Herrn kennen, dessen Frau Amerikanerin ist, der uns bei einem Hotel behilflich war. Heute haben wir direkt von zwei jungen Iranern Einladungen nach Shiraz und Kerman bekommen, ich bin wirklich stark beeindruckt von der Gastfreundlichkeit. Am Busbahnhof, an dem wir heute unsere Tickets fuer die morgendliche Fahrt gekauft haben, waren auch alle total hilfsbereit und einer der Ticketverkaeufer konnte auch Englisch - ein Teil seiner Familie lebt in Iserlohn. Der Verkaeufer hat sich dann mit uns unterhalten und uns allen anderen Mitarbeitern vorgestellt - hier im Iran ist man als Westler wirklich noch eine Sensation. Wir mussten 15 Minuten warten und schon bekamen wir Datteln angeboten - die uebrigens viel leckerer und fruchtiger als die in Deutschland schmecken. Einer der anderen Verkaeufer zeigte uns waehrenddessen seine ziemlich ehrfurchterregende Schusswunde aus dem iranisch-irakischen Krieg. Ueberall wird uns aber total nett geholfen, der richtige Bus gezeigt oder einfach nur interessiert gefragt, woher wir kommen und wie es uns gefaellt. Heute abend haben wir noch eine Saftbar besucht - Alkohol gibts ja keinen - und ich bin wirklich begeistert. Super lecker und erfrischend und gut gemixt - zB Banane mit Milch und Honig! Eine Marktluecke fuer Deutschland in jedem Fall - gerade bei der derzeitigen Gesundheitswelle.

Sunday, September 11, 2005

Turkmenistan - oder das Legoland Zentralasiens

Zunaechst muss etwas klargestellt werden: in vielen Reisefuehrern wird Turkmenistan als das "Nordkorea Zentralasiens" dargestellt. Wir halten diesen Vorwurf fuer nicht haltbar. Das Land ist in der Tat total crazy und Einiges liegt im Argen, aber es gibt auch Vorzuege. Wer noch nie von Turkmenistan gehoert hat, hier eine kurze Einfuehrung. Seit der Unabhaengigkeit von der Sovietunion hat das Land einen Fuehrer - Turkmenbashi (Fuehrer der Turkmenen). Der Turkmenbashi heisst Saparmurat Niyazov - und der ist wirklich arg durchgeknallt. Nicht nur, dass er sich selber eben Turkmenbashi nennt, er hat zB den Monat Januar und eine Stadt nach sich benannt. Den Monat April hat er fuer seine Mutter auserkoren und der September heisst wie sein Buch, dass wirklich ueberall ausliegt und sehr amuesant ist. Es gibt auch eine Statue von dem Buch - ca. 3 Meter hoch und 5 breit - die sich 10 Minuten am Tag aufklappt und man seine Weisheiten lesen kann. Des Weiteren hat der Turkmenbashi auch einen Neutralitaetsbogen bauen lassen - auf dem eine gueldene Statue steht - von wem wohl? Richtig geraten! Aber das big feature ist, dass er sich immer nach der Sonne dreht... Man muss Fotos sehen, sonst kann man sich die Stadt Ashgabat gar nicht vorstellen - und selbst mit Fotos wird es nur unzureichend sein. Der Turkmenbashi baut naemlich ueberall in die Landschaft wahnsinnige Gebaeude - Hotels und Appartmenthaeuser - was uns dazu veranlasst hat, ihn nur Hotelbashi zu nennen, auch deswegen, weil der Staat die von Niyazov gebauten Hotels subventioniert, sodass wir uns einmal ein bisschen Luxus gegoennt haben. Wir haben fuer ein Doppelzimmer mit Fruehstueck pro Person 20 Dollar bezahlt, in einem Hotel, dass in Deutschland locker dafuer 150 Euro genommen haette. Die ganzen Statuen und Palaeste, die unglaublich praetentioesen Ministerialgebaeude und pompoesen Hotels und Appartmentblocks lassen einen Grossteil der Stadt vollkommen kuenstlich, wie Legoland, erscheinen - zumal ueberall Baukraene stehen, die noch mehr hochziehen. Man muss wirklich einmal da gewesen sein und sich von der Atmosphaere gefangen nehmen lassen - ich hoffe, meine Fotos erzaehlen zumindest einen Teil des Unglaublichen. Des Weiteren ist auch hier der groesste Schein sage und schreibe ganze 38c wert. Somit sind wir mit 3,3 Mio Manat in einer Plastiktuete umhergelaufen. Jan hat sich naemlich einen turkmenischen Teppich gegoennt, die ausserordentlich gut und wertvoll sein sollen. Hierfuer sind wir auf einen Basar gefahren, der auch nur Superlativen zu bieten hatte. Vor der Stadt, mitten in der Wueste, standen ploetzlich schaetzungsweise 1000 Autos, der Basar hatte eine Ausdehnung von sicher 100 x 600m und war brechend voll von allen erdenklichen Waren. Er gilt als der groesste Basar Zentralasiens. Eine weiteres erwaehnenswertes Detail: bitte einmal schatzen, wieviel Liter Benzin man in Turkmenistan fuer 1 Dollar bekommt. Ich muss dazu sagen, dass das Land recht grosse Energiereserven in Oel und Gas besitzt. Ich loese spaeter auf. Ansonsten hat der grosse Fuehrer - er nennt sich selbst so: bilik Turkmenbashi - einen Hang zur Kontrolle. Wir wurden sage und schreibe in 100 km ca. 4 Mal kontrolliert - bei uns ging es zum Glueck immer recht schnell, aber wir haben neben anderen Geschichten jetzt auch hier noch drei andere Deutsche getroffen, die nicht so ein Glueck wie wir hatten und auch mal 2 Stunden in so einem Kontrollposten hingen. Wir hingegen hatten Robert de Niro als Taxifahrer! Naja, zugegeben, leider nicht ganz, aber eine erstaunliche Aehnlichkeit im Aeusseren und Habitus war zu erkennen. Er hat uns ganz cool durch die Kontrollen gebracht und wurde auch mal laut, wenn ein 18jaehriger Militaer uns auf die Nerven gehen wollte. De Niro hat uns 700km am 8.9. durch fast ganz Turkmenistan gefahren und uns noch 2 Stunden in Merv herumkutschiert. Merv war einst neben Bagdad die wichtigste Stadt des Osten, wenn nicht auf der Welt (man sieht, dass hier in der Gegend ziemlich viel Kultur "brachliegt" bei den ganzen Superlativen - zumal wir hier seltenst irgendwelche Touristen sehen, durch Merv sind wir vollkommen alleine getingelt). Dann hat De Niro noch um 22h eine Geldwechselstube ausfindig gemacht, irgendwo in den Vororten Ashgabats, sodass wir tauschen konnten - und zwar zum Schwarzmarktkurs. Hierzu muss gesagt werden, dass 1 Dollar 5200 Manat wert sind - wenn man bei der Zentralbank oder anderen offiziellen Stellen tauscht. Wenn man aber inoffiziell wechselt, bekommt man 24000 Manat! Das Risiko ist allerdings, beim Tausch hochgenommen zu werden, weil es wohl verdeckte Polizisten in Ashgabat gibt, die sich als Geldwechsler tarnen (deswegen auch der Vorort). Somit kann man im Sheraton zB entweder fuer 20 Dollar die Stunde ins Internet - es gab nur einen total langsamen PC, deswegen haben wirs nicht gemacht - oder 104000 Manat zahlen, was dann nur noch 5 Dollar sind. Die Basarpreise sind allerdings auf den Schwarzmarktkurs geeicht und viele Hotels kann man nur in Dollar bezahlen. Ziemlich langer Text, jetzt bin ich muede, weil wir heute erst in Mashhad gelandet sind und es schon sehr spaet ist - den Rest wann anders!

Buchara- und Usbekistan-Rueckblick

Ein paar Tage schon her, aber dennoch noch einige Dinge zu erzaehlen: Es stellte sich heraus, dass in Sarinas (die Tochter der Familie, die uns das Haus vermietet hat) Familie 4 Generationen noch leben - ihre Urgrossmutter ist 98 Jahre alt, sensationell fuer usbekischen Standard. Zudem plant Sarina, im November zu heiraten, was bedeutet, dass vielleicht sogar einmal 5 Generationen ihr Haus bevoelkern werden. Sarinas Grossmutter stellte sich als resolute, aber sehr herzliche und noch aeusserst ruestige 70jaehrige Frau heraus, die uns bestens bewirtete und auch sonst scheinbar ihren Haushalt fest im Griff haben schien. Wir wurden -als Jungs und Touristen- auch hier von allem ferngehalten, was Arbeit haette machen koennen, bei ihrer Enkelin konnte sie sich aber nicht vorstellen, dass sie laenger als bis halb zehn abends aus dem Haus gehen wollte. Letztendlich haben wir das aber dann doch noch durchgeboxt und einen sehr netten letzten Abend mit ihr und ihrem Freund verlebt - bis auf die Tatsache, dass Jan in ein Loch gefallen ist (der Kanaldeckel war nicht an seinem Platz). Die Verletzung heilt aber gut. Noch etwas zu dem Tag davor: wie geschrieben, wurden wir von einer russischen Freundin von Sarina, die recht explizit gekleidet war und auch dementsprechend kein Blatt vor dem Mund nahm, durch Buchara gefuehrt - und in die Tiefen der russischen Sprache eingeweiht. Wir wollten eigentlich bloss wissen, wie man die nervigen Kinder, die einen in Schwaermen haeufig hier belagern, eindeutig auffordert, zu gehen. Da geriet Vale - die russische Freundin - aber richtig in Fahrt und erzaehlte aus dem Naehkaestchen. Letztendlich war unser Wortschatz dann doch erheblich erweitert. Jan musste natuerlich aber direkt tags darauf einen dieser Ausdruecke ausprobieren - mit vollem Erfolg! Das Maedchen schrie uns irgendwas mit "watch your language, mister" hinterher, nervte aber nicht mehr - und alle im Umkreis lachten ziemlich laut. Auf dem Weg zur Grenze mussten wir noch durch "Kieselsteinwegistan", was unsere Geschwindkeit, trotz Taxi, erheblich senkte. Letztendlich konnten wir aber problemlos die Grenze passieren, nachdem unsere Rucksaecke ausfuehrlich durchsucht wurden beim Zoll. Grundsaetzlich ist ueber Usbekistan aber nur absolut Positives zu sagen und es wuerde mich nicht wundern, wenn ich hier nochmal Urlaub machen wuerde.

Monday, September 05, 2005

Buchara

Salam Aleikum!
Gestern sind wir heil in Buchara gelandet. Der letzte Tag in Samarkand war noch sehr schoen. Wir bestaunten abends noch von einer Tribune ein letztes Mal den Rigestan, als uns fuenf Jugendliche, zwei Jungs und drei Maedchen im Alter von um die 20 Jahre, ansprachen. Sie wollten ihr Englisch verbessern und mit uns ueber unsere Reise reden. Letztendlich landeten wir dann in einem Innenhof eines Hauses, in dem ein Bruder und eine Schwester (es waren noch 2 Schwestern und ein Junge dabei) wohnten. Hier sind haeufig in Innenhoefen grosse Betten - etwa 2x3 Meter grosse Metallgestelle mit Holzplatten aufgestellt, worauf man gut sitzen kann. Der eine Bruder - eher Hiphopper mit falschherum gebundenem Kopftuch wie Tupac - holte eine Gitarre und fing an, wirklich sensationell darauf zu spielen, auch Klassiker von Metallica, Deep Purple oder Red Hot Chili Peppers, die Schwester hat dazu gesungen. Das unter einem sternenklaren Himmel - war schon sehr nett. Am naechsten Tag sind wir dann um 6h aufgestanden, um den Zug um 7.15h zu bekommen. Als wir dann um 6.45h am Bahnhof standen, bemerkte Jan, dass der Zug, den wir uns ausgesucht hatten, nur samstags fuhr - er hatte den kleinen Zusatz nicht bemerkt, als wir die Zeiten aufgeschrieben. Also mussten wir uns von dem Taxifahrer etwas mutlos zu einer inoffiziellen Sammelstelle fuer Reisende nach Buchara fahren lassen, ich stellte mich auf eine mehrstuendige Wartezeit ein, da es schliesslich Sonntag morgen 7.30h war. Aber welch Wunder, wir trafen an der Haltestelle die beiden schon genannten Israelis, die auch nach Buchara wollten. Somit konnten wir uns einen Minibus mit noch 4 usbekischen Mitreisenden teilen und wurden gut und guenstig nach Buchara kutschiert. Hier wurden wir dann von der Tochter unserer Gastgeberin abgeholt - die uns ein Haus vermietet, der Kontakt wurde ja in Taschkent von unserer dortigen Gastmutter, die aus Buchara kommt, hergestellt. Das Haus stellte sich als echter Gluecksfall heraus, ca. 120 Quadratmeter, obwohl die Sanitaeranlagen etwas gewoehnungsbeduerftig sind - aber kalt dusche ich ja sowieso schon seit Beginn der Reise mit wenigen Ausnahmen. Am Nachmittag wanderten wir dann unter der Fuehrung der Tochter, Sarina, und einer Freundin von ihr durch Buchara. Die Stadt ist ein zu gross geratenes Museum - an jeder Ecke findet man hier alterwuerdige Bauten. Moscheen, Medressen, Minarette aus der Zeit vom 10.-16. Jhd. - ziemlich eindrucksvoll. Abends gab es dann noch ein reichhaltiges Abendessen bei der Gastfamilie - die Mutter ist uebrigens Georgierin, die einen Usbeken geheiratet hat. Jetzt bleiben wir bis zum 8. frueh morgens hier und machen uns dann zur Grenze von Turkemenistan auf. Nach allen Berichten sind wir in Turkmenistan von der Aussenwelt abgeschnitten, was bedeuten wuerde, dass ich bis 11. oder 12. oder sogar 13. September nichts werde von mir hoeren lassen koennen. Wenn in Maschhad, der naechstgroesseren Stadt im Iran kein Internetcafe sein sollte - Maschhad ist eine Wallfahrtsstaette und dementsprechend noch sehr religioes, koennte es sein, dass ich erst wieder in Teheran, also ungefaehr am 15.9., Zugang zum Internet haette - was ich allerdings nicht hoffe. Am 7. habe ich aber vor, noch einen Abschlussbericht zu schreiben.

Sunday, September 04, 2005

Samarkand und die Geschichten von 1001 Nacht

Wir sind gestern wohlbehalten in Samarkand, der einst wohl bedeutensten Stadt der Welt, gelandet. In Taschkent waren die Feierlichkeiten zum Unabhaengigkeitstag noch ganz hervorragend. Wir haben am Abend des 31. ein imposantes Feuerwerk genossen. Der Weg zu dem Platz, an dem wir das Feuerwerk verfolgten, hatte es aber in sich. Ein riesige Region um den Platz, auf dem die eigentlichen Feierlichkeiten stattfanden, war abgesperrt, weil auch der Praesident dort war und eine Rede gehalten hat. Der Rest der Innenstadt war zwar begehbar, aber auch hier waren viele Zugaenge durch Polizisten gesperrt. Zuerst wurden wir auch aufgehalten an eienr Strassensperre, ein netter Polizist erklaerte uns aber einen Umweg, an dessen Ziel wir das Feuerwerk besser sehen koennten. Wir machten uns auf den Weg und kamen nach ca. 20mins zufaellig an eine Gruppe, die von einem Security gefuehrt wurde und gerade eine Strassensperre problemlos passierte. Wir schlossen uns schnell an und kamen so auch durch. Die naechsten Minuten war absolut bizarr. Man kam sich vor wiw in einer Stadt, in der der Ausnahmezustand verhaengt wurde. Alle Strassen wie leergefegt. In dieser unheimlichen Umgebung wanderten wir ueber menschenleere Hauptstrassen, bis das Feuerwerk begann, als wir an einem grossen Platz ankamen. Hier sprachen und zwei junge Usbeken an, von denen der eine ein Jahr in den USA studiert hatte und dementsprechend gutes Englisch sprach. Wir verabredeten uns fuer den naechsten Tag mit ihm, weil er uns die Events in Taschkent zum Nationalfeiertag zeigen wollte. Wir hatten mal wieder richtiges Glueck, weil die beiden echt nett waren und wir am naechsten Tag von dem einen an Orte gefuehrt wurden, zu denen wir sonst nie gegangen waeren. So konnten wir Boetchen und Riesenrad fahren, die Stimmung in der ganzen Stadt war super ausgelassen und sehr viele Menschen waren in ihrer Sonntagstracht auf den Strassen und in den Parks. Am folgenden Tag fuhren wir mit einem ganz hervorragenden Zug nach Samarkand, wo wir bis morgen bleiben, um uns dann weiter nach Buchara aufzumachen. Samarkand ist wirklich ein bemerkenswertes Staedtchen. Hier stehen die wohl schoenste Moschee des Orients, das modernste mitteralterliche Planetarium, und viele der aeltesten und schoensten Mausoleen und Medressen. Die Stadt ist sehr trocken, durch enorme Bewaesserungen wird sie aber erstaunlich gruen gehalten. WIr sind in einem Backpacker-Hostel abgestiegen, dass wohl ziemlich legendaer ist - fast alle Backbackertrips, die West nach Ost oder umgekehrt gehen, laufen durch Samarkand. Somit haben wir sehr nette Menschen getroffen, die fast alle mit ziemlich krassen Geschichten aufwarten konnten. Ein Mann zwischen 50 und 60 Jahren faehrt zB seit 9 Jahren mit seiner Harley um die Welt! Und pennt auch mal fuer 1 Dollar in einer Bushaltestelle. Ein australisches Ehepaar faehrt in 15 Monaten von London bis nach Melbourne mit dem Fahrrad! Bei 35 Grad mit dem Rad und einem Trailer hintendran fuer das Gepaeck durch den Iran und in 5 Tagen durch Turkmenistan, weil sie kein laengeres Visum bekommen haben (700km). Ein israelisches Ehepaar tourt von Istanbul ueber den Kaukasus und Zentralasien nach China, danach weiter vielleicht nach Indien oder Suedost-Asien... 5 Monate schon unterwegs, 2 Jahre sollen es ca. werden. Die beiden haben ihre Jobs gekuendigt und sind einfach los. Kennen gelernt haben sie sich in Bangkok, als sie beide vor 5-6 Jahren jeweils allein fuer 1 1/2 Jahre durch Suedost-Asien gereist sind. Zwei Englaender haben sich in London ein Schrottkiste fuer lau organisiert und fahren jetzt mit der Kiste von England in die Mongolei - hier in Samarkand ist ihr Auto kaputt gegangen, so dass sie 1 Woche hier bleiben mussten, bis es repariert wurde - und damit wollen die noch durch das kirgisische Gebirge, viel Spass... Die meisten der Reisenden, die wir hier treffen, sind wirklich rastlos. Die arbeiten nur solange, bis sie genuegend Geld haben, um dem naechsten faszinierenden Trip zu finanzieren. Diese Geschichten sind in der Tat die neuen Geschichten von 1001 Nacht. Unsere naechste Huerde stellt Turkmenistan dar, durch das wir vom 8.-11. reisen werden. Keine Verbindung zur Aussenwelt und nur sehr bizarre Geschichten bisher ueber das Land gehoert (es ist das Land, in dem der Diktator den Januar in den Namen seiner Mutter umbenannt hat). Einer der Englaender hat es wahrscheinlich passend formuliert: "If things are difficult, Turkmenistan makes them even more difficult". Naja, uns wurde erzaehlt, dass wir mit einer gehoerigen Portion Geduld (Reisepass-Checkpoints etwa alle 30km) und dem Wissen, unbedingt und ohne Ausnahme aus dem Land sein zu muessen, bevor das Visum auslaeuft, nicht allzu grosse Probleme haben duerften. Man darf gespannt sein... Morgen erstmal nach Buchara und weitere drei hoffentlich unproblematische Tage verleben.