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Sunday, September 11, 2005

Turkmenistan - oder das Legoland Zentralasiens

Zunaechst muss etwas klargestellt werden: in vielen Reisefuehrern wird Turkmenistan als das "Nordkorea Zentralasiens" dargestellt. Wir halten diesen Vorwurf fuer nicht haltbar. Das Land ist in der Tat total crazy und Einiges liegt im Argen, aber es gibt auch Vorzuege. Wer noch nie von Turkmenistan gehoert hat, hier eine kurze Einfuehrung. Seit der Unabhaengigkeit von der Sovietunion hat das Land einen Fuehrer - Turkmenbashi (Fuehrer der Turkmenen). Der Turkmenbashi heisst Saparmurat Niyazov - und der ist wirklich arg durchgeknallt. Nicht nur, dass er sich selber eben Turkmenbashi nennt, er hat zB den Monat Januar und eine Stadt nach sich benannt. Den Monat April hat er fuer seine Mutter auserkoren und der September heisst wie sein Buch, dass wirklich ueberall ausliegt und sehr amuesant ist. Es gibt auch eine Statue von dem Buch - ca. 3 Meter hoch und 5 breit - die sich 10 Minuten am Tag aufklappt und man seine Weisheiten lesen kann. Des Weiteren hat der Turkmenbashi auch einen Neutralitaetsbogen bauen lassen - auf dem eine gueldene Statue steht - von wem wohl? Richtig geraten! Aber das big feature ist, dass er sich immer nach der Sonne dreht... Man muss Fotos sehen, sonst kann man sich die Stadt Ashgabat gar nicht vorstellen - und selbst mit Fotos wird es nur unzureichend sein. Der Turkmenbashi baut naemlich ueberall in die Landschaft wahnsinnige Gebaeude - Hotels und Appartmenthaeuser - was uns dazu veranlasst hat, ihn nur Hotelbashi zu nennen, auch deswegen, weil der Staat die von Niyazov gebauten Hotels subventioniert, sodass wir uns einmal ein bisschen Luxus gegoennt haben. Wir haben fuer ein Doppelzimmer mit Fruehstueck pro Person 20 Dollar bezahlt, in einem Hotel, dass in Deutschland locker dafuer 150 Euro genommen haette. Die ganzen Statuen und Palaeste, die unglaublich praetentioesen Ministerialgebaeude und pompoesen Hotels und Appartmentblocks lassen einen Grossteil der Stadt vollkommen kuenstlich, wie Legoland, erscheinen - zumal ueberall Baukraene stehen, die noch mehr hochziehen. Man muss wirklich einmal da gewesen sein und sich von der Atmosphaere gefangen nehmen lassen - ich hoffe, meine Fotos erzaehlen zumindest einen Teil des Unglaublichen. Des Weiteren ist auch hier der groesste Schein sage und schreibe ganze 38c wert. Somit sind wir mit 3,3 Mio Manat in einer Plastiktuete umhergelaufen. Jan hat sich naemlich einen turkmenischen Teppich gegoennt, die ausserordentlich gut und wertvoll sein sollen. Hierfuer sind wir auf einen Basar gefahren, der auch nur Superlativen zu bieten hatte. Vor der Stadt, mitten in der Wueste, standen ploetzlich schaetzungsweise 1000 Autos, der Basar hatte eine Ausdehnung von sicher 100 x 600m und war brechend voll von allen erdenklichen Waren. Er gilt als der groesste Basar Zentralasiens. Eine weiteres erwaehnenswertes Detail: bitte einmal schatzen, wieviel Liter Benzin man in Turkmenistan fuer 1 Dollar bekommt. Ich muss dazu sagen, dass das Land recht grosse Energiereserven in Oel und Gas besitzt. Ich loese spaeter auf. Ansonsten hat der grosse Fuehrer - er nennt sich selbst so: bilik Turkmenbashi - einen Hang zur Kontrolle. Wir wurden sage und schreibe in 100 km ca. 4 Mal kontrolliert - bei uns ging es zum Glueck immer recht schnell, aber wir haben neben anderen Geschichten jetzt auch hier noch drei andere Deutsche getroffen, die nicht so ein Glueck wie wir hatten und auch mal 2 Stunden in so einem Kontrollposten hingen. Wir hingegen hatten Robert de Niro als Taxifahrer! Naja, zugegeben, leider nicht ganz, aber eine erstaunliche Aehnlichkeit im Aeusseren und Habitus war zu erkennen. Er hat uns ganz cool durch die Kontrollen gebracht und wurde auch mal laut, wenn ein 18jaehriger Militaer uns auf die Nerven gehen wollte. De Niro hat uns 700km am 8.9. durch fast ganz Turkmenistan gefahren und uns noch 2 Stunden in Merv herumkutschiert. Merv war einst neben Bagdad die wichtigste Stadt des Osten, wenn nicht auf der Welt (man sieht, dass hier in der Gegend ziemlich viel Kultur "brachliegt" bei den ganzen Superlativen - zumal wir hier seltenst irgendwelche Touristen sehen, durch Merv sind wir vollkommen alleine getingelt). Dann hat De Niro noch um 22h eine Geldwechselstube ausfindig gemacht, irgendwo in den Vororten Ashgabats, sodass wir tauschen konnten - und zwar zum Schwarzmarktkurs. Hierzu muss gesagt werden, dass 1 Dollar 5200 Manat wert sind - wenn man bei der Zentralbank oder anderen offiziellen Stellen tauscht. Wenn man aber inoffiziell wechselt, bekommt man 24000 Manat! Das Risiko ist allerdings, beim Tausch hochgenommen zu werden, weil es wohl verdeckte Polizisten in Ashgabat gibt, die sich als Geldwechsler tarnen (deswegen auch der Vorort). Somit kann man im Sheraton zB entweder fuer 20 Dollar die Stunde ins Internet - es gab nur einen total langsamen PC, deswegen haben wirs nicht gemacht - oder 104000 Manat zahlen, was dann nur noch 5 Dollar sind. Die Basarpreise sind allerdings auf den Schwarzmarktkurs geeicht und viele Hotels kann man nur in Dollar bezahlen. Ziemlich langer Text, jetzt bin ich muede, weil wir heute erst in Mashhad gelandet sind und es schon sehr spaet ist - den Rest wann anders!

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