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Tuesday, September 20, 2005

Onkel Ali - Koenig von Karaj

Die letzten Tage habe ich mich nicht gemeldet, weil wir mit der jeunesse doree Teherans unterwegs waren. Aber von vorne. Wir hatten mal wieder unvorstellbares Glueck mit einem Kontakttipp. Ueber Jans Mutter haben wir schon in Deutschland einen Iraner in unserem Alter kennengelernt, der uns die Telefonnummer von Ali, unserem Gastgeber in Teheran (bzw. praezise in Karaj, eine Stadt 25 km westlich von Teheran) gegeben hatte. Ihn riefen wir also von Sari aus an und er holte uns mit einem Freund vom Busbahnhof ab. Es stellte sich heraus, dass sowohl Alis Familie als auch die seiner Frau Samira, beide 24 Jahre alt und seit 2 Monaten verheiratet, ziemlich wohlhabend sind. Beide Familie, uebrigens sehr weit verzweigt, wie so haufig im Iran, haben Geld mit Immobilien oder Firmen - eine zur Kaugummiherstellung haben wir besucht - gemacht. Somit wurde wir in eine Wohnung gebracht, in der nur Ali und seine Frau wohnten, die ca. 100 Quadratmeter hat und in einem brandneuen, sehr schicken Haus, in dem erst insgesamt 2 Familien wohnen, liegt. Alis Freund, der uns mit abholte vom Busbahnhof, stellte sich als sehr netter 31jaehriger Manager einer Messerfirma heraus, dessen Frau auch super sympathisch ist. Die Maschinen der Firma hat er uebringens in Solingen gekauft. Wir sind dann nachmittags zu einem edlen Sportclub gefahren, in dem ich gegen Ali Tennis gespielt habe - und die Deutschland erfolgreich verteidigt habe! Abends hat Jan noch die deutsche Ehre gegen Alis Freund im Schach aufrecht gehalten. Zu sechst - bzw. siebt mit Alis Bruder Amir (sehr entspannt, lustig und gut gebaut @ Alena...) - haben wir die meiste Zeit verbracht. Man konnte sich aber neben den ganzen Spaesschen auch super mit Ali ueber Politik und die iranische Wirtschaft unterhalten (er hat 3 Jahre in London studiert). In Teheran gibt es ein Juwelenmuseum aus der Kadscharenzeit - die Dynastie vor Reza Schah, also ca von 1770-1924. So etwas Praechtiges und Ueberwaeltigendes habe ich, glaube ich, noch nie gesehen. Um nur ein paar Pretiosen zu nennen: dort ist ein Globus aufgestellt, auf dem Laender ausschliesslich mit Rubinen, Smaragden und Brillianten dargestellt sind und das Wasser mit Saphiren. Eingespannt ist der Globus in eine Halterung aus purem Gold, auf dem sich auch nochmal Hunderte (sic!) von Edelsteinen befinden. Insgesamt sind mehrere tausend Edelsteine verwendet worden. Des Weiteren liegt in dem Juwelenmuseum auch der groesste Diamant der Welt - der Nurye-e Nur (Meer des Lichtes) - mit 182 Karat, wenn ich mich recht erinnere. Zudem gab es atemberaubende Diademe und schier unglaubliche Kronen. Man muss die Schmuckstuecke wirklich sehen - andernfalls faellt die Vorstellung sehr schwer - wer die Kronjuwelen kennt, kann die Einzigartigkeit erahnen. Am letzten Abend durften wir als einzige Auslaender noch auf eine Hochzeit mitkommen, auf der die oberen 10000 Teherans eingeladen waren. Ca. 700 Leute waren eingeladen, in einem riesigen Komplex mit zwei Festsaelen zu feiern. Zwei deshalb, weil Maenner und Frauen getrennt gefeiert haben. Nach der Feier, auf der gute persische Popmusik gespielt wurde und es ein sehr leckeres Buffet gab, fuhren dann nur die Familienangehoerigen - ca 150 - mit zu dem Haus der Brauteltern, in dem es einen Partykeller gibt. Hier wurde dann nochmal richtig ausgelassen zusammen gefeiert, die Frauen nahmen sogar ihre Kopftuecher ab. Der Corso von dem einen zum anderen Ort war sensationell - sicher 50 Autos, die alle hupten, sangen, Musik superlaut anhatten und sich so chaotisch schlaengelnd durch Teheran bewegten. Die ganzen Tage ueber wurde Ali von mir nur Amu Aliiiiiii genannt - der Spitzname, den er von seinem 31jaehrigen Kumpel bekommen hat - was Onkel Ali heisst (Marc wuerde sich sicher auch freuen, nur noch Amu genannt zu werden) und was frueher haeufig als Anredebei kontaktreichen Personen benutzt wurde (so wie der Don bei der Mafia) und so jetzt Ali verulkt wurde - allerdings nannte er sich selber spasseshalber King of Karaj und fand die Anrede sehr witzig. Alles in allem waren es aeusserst lustige und erlebnisreiche Tage, die eine interessante Abwechslung bedeuteten. Jetzt sind wir gerade in Kashan, eine schoene Kleinstadt mit wunderschoenen Haeusern von wichtigen Persoenlichkeiten aus dem 19ten und 20ten Jahrhundert -der Legende nach zogen von hier aus die drei Weisen nach Bethlehem - und morgen machen wir uns auf den Weg nach Isfahan, eine der bedeutendsten Staedte des Irans.

3 Comments:

Anonymous Anonymous said...

hallo hanno,
es freut mich bzw. uns immer wieder aufs neue, wenn du von deinen lustigen und interessanten urlaubserlebnissen erzählt. die geschichten verleiten dazu auch mal in dieser region urlaub zu machen. aber ich glaube nicht, dass ich deinen bruder dazu überredet bekomme mit rucksack und auf gut glück auf reise zu gehen in unbekannte und "gefährliche" länder mit "räubern und ganoven".
am wochenende waren die kölner die jubelnden im stadion, als der fc die gladbacher, zumindest in der ersten halbzeit, tierisch abgezockt haben und mehr als 2 tore hätten schießen können.
heute, mittwoch, steht ein noch viel größerer kracher an, die kölner spielen in leverkusen gegen die pillendreher.
wir gucken im kollektiv bei amu (?) mit klassisch mettbrötchen und viel zwiebeln.
am montag abend waren wir zwei und mein vater mit deinen eltern im haus moritz essen (ich hatte noch einen geburtstagsgutschein offen). war sehr lecker und sehr unterhaltsam. für deinen vater schmeckt oktoberfestbier wie limonade.
ich wünsche euch beiden weiterhin gute und unterhaltsame reise, auf dass ihr weiterhin so viele nette und hilfreiche bekanntschaften macht, land und leute dadurch noch besser kennenlernt
auf das ihr beide gesund und mit noch mehr geschichten in den taschen nach hause kommt
viele liebe grüße aus der heimat
CLAUDIA
deine wetterwünsche sind angekommen. morgens auf dem fahrrad ist es zwar schon etwas frisch, aber die sonne scheint und in der mittagspause kann man in der sonne auch ohne jacke frische luft schnappen gehen.
deinem bruder ist das wetter nicht so bekommen. nach anfänglichen rückenschmerzen, die er durch eigenes rückeneincremen beseitigt hat, ist er jetzt leicht erkältet. aber das hält ihn nicht davon ab, in kurzer hose zum fußball zu gehen, denn er ist ja "an der lunge krank und nicht an den beinen"

7:41 AM  
Blogger Moralist said...

Hallo Claudia!
Du musst nur Kai lange genug zureden, meine Fotos werden hoffentlich ihr Uebriges tun. Man kann ja auch einfach nach Taschkent oder Ashgabat oder Teheran fliegen und dann in schoeneren Hotels uebernachten. Gruess heute abend Amu, den alten Onkel, und meinen Bruder schoen, ich drueck die Daumen, dass ihr was zu feiern haben werdet gegen die ollen Pillen. Und gute Besserung an Kai! Viele Gruesse und noch schoene Tage

8:55 AM  
Anonymous Anonymous said...

hallo hanno,
gestern war ein trauriger tag, zum einen, weil der fc gegen diese blöden pillen-fre..er verloren haben und zum anderen, weil ihr fleiß nicht belohnt wurde. zwei individuelle fehler haben zum 2:0 geführt. bayer hatte zwei torchancen und beide genutzt.
jetzt will uns bayern münchen noch den poldi abspenstig machen für ein paar müde kröten, zur zeit läuft es fußballtechnisch gesehen nicht so optimal.
torpedo eisen macht es am wochenende hoffentlich etwas besser und gibt dem fc einen kleinen vorgeschmack auf das siegen, wenn diese am sonntag abend gegen berlin spielen.
einen lieben gruß aus dem immernoch sonnigen köln
CLAUDIA

6:50 AM  

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